Vollautomatisch (German Edition) by Marbach Eva

Vollautomatisch (German Edition) by Marbach Eva

Autor:Marbach, Eva [Marbach, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-14T23:00:00+00:00


Kapitel 18

„Wie meinst du das? So ungesund kann Erdbeerpudding doch kaum sein, dass ich meinen freien Willen dadurch verliere, oder?“

„Um ungesund geht es dabei überhaupt nicht, obwohl so ein zuckriger Pudding natürlich auch nicht sehr gesund ist. Bei der staatlichen Fertignahrung vermute ich Drogen im Essen. Ganz sicher bin ich mir natürlich nicht, denn keiner wird sowas zugeben, aber man kann es ganz deutlich am Verhalten der Menschen sehen, die diese Sachen essen.“

„Drogen? Das kann ich mir kaum vorstellen. Ich habe auch gar keinen Rausch gehabt.“

„Keine Drogen, die einen in Rauschzustände versetzen, sondern welche, die einen einfach ein bisschen zufriedener machen. Ist dir nicht aufgefallen, wie zufrieden du nach dem Essen wurdest?“

„Schon, aber das ist doch ganz normal, dass man vom Essen etwas zufriedener wird, oder nicht?“

„In gewissem Rahmen ist das durchaus normal, aber nicht so stark, wie man das bei der Kantinenkost beobachten kann. Das ist ja auch das raffinierte daran, denn wenn man sich nach einem leckeren Essen wohl fühlt, vermutet niemand eine Manipulation durch Drogen. Und wenn man sich wohl fühlt, stellt man das auch meistens nicht in Frage. Ich habe auch ziemlich lange gebraucht, um dahinter zu kommen.“

„Aber dieses Schwarmhaus ist doch noch ganz neu. So lange kannst du doch noch gar nicht hier sein.“

„Ich habe schon ein paar Jahre in einem anderen Schwarmhaus gelebt, aber zwischendrin hatte ich noch mal kurz Arbeit. Darum bin ich jetzt hier gelandet.“

„Und wie ist das jetzt mit den Drogen?“

„Eine Kollegin, die sich mit sowas auskennt, hat sowas wie ‚Endorphine‘ zu den Drogen gesagt. Das sollen Stoffe sein, die auch der Körper selbst produziert, wenn Menschen zufrieden sind. Die werden beispielsweise auch beim Sport produziert oder wenn man etwas tut, was einen glücklich macht. Und diese Stoffe sind angeblich bei uns im Essen, damit wir keine revolutionären Ideen entwickeln.“

„Kann man schon verstehen, dass die Regierung uns friedlich halten will. Aber andererseits ist das ja die totale Frechheit. Dagegen müsste man was unternehmen. Ob man die verklagen kann? Ich kenne einen Anwalt.“

„Von Verklagen halte ich nicht viel, man muss es ja auch erst mal beweisen können. Außerdem sind viele bestimmt ganz zufrieden damit, Glücklichmacher im Essen zu haben. Andere zahlen viel Geld für Drogen und riskieren sogar, dafür ins Gefängnis gesteckt zu werden. Selbst das Bier zum Feierabend geht in diese Richtung.“

„Stimmt schon, aber das macht man schließlich freiwillig.“

„Findest du Sucht etwa freiwillig?“

„Hm, so betrachtet natürlich nicht. Und diese Drogen, sind die nur im Erdbeerpudding?“

„Auf keinen Fall nur im Erdbeerpudding. Ich vermute, dass sie bei den meisten Nahrungsmitteln und Getränken untergemischt sind, die sich dafür eignen. Solche Stoffe kann man ja spottbillig herstellen und es lohnt sich bestimmt, sie großzügig zu verteilen, wenn man dadurch die Menschenmassen friedlich hält.“

„Und wo sind keine Drogen drin?“

„Zum Beispiel in dem Essen, das wir hier kochen. Zumindest glaube ich das, denn es dürfte schwierig sein, die Stoffe ins frische Gemüse einzubauen. Daher hoffe ich, dass alle gängigen Rohstoffe unbelastet sind. In Tomaten sind solche Drogen übrigens schon immer auf ganz natürliche Weise drin. Viele Nahrungsmittel



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